Geeigneter Lötdraht für SMD

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Lötender Psychologe
Geeigneter Lötdraht für SMD

Beitrag von Lötender Psychologe » Di Nov 07, 2006 1:28 pm

Hallo ans Stannol Team!


Ich löte viel SMD (auf prof. gefertigte Platinen mit Stopplack) und benutze derzeit einen Lötdraht von der Konkurrenz, mit folgenden Daten:

L-Sn95,5 AgCu 0,7 FSW34
0,5mm Durchmesser.

Die Ergebnisse sind mit inzwischen viel Übung zwar okay, aber wirklich nicht optimal:

1. Die Lötstellen sehen oft nicht besonders vertrauenserweckend aus, sie gelingen mal besser, mal schlechter. Es kommt mir fast so vor, als ob mal mehr, mal weniger Flussmittel im Draht ist. Kann soetwas sein?

2. Ohne zusätzliches Flussmittel (aus einem Flux-Stift) sind Bauteile mit enger beieinanderliegenden Beinchen wirklich fast nicht zu löten.

3. Der Lötkolben verdreckt alle paar Minuten, und nimmt kein Lot mehr an. Es ist, wie als wäre ein abweisender Film drauf, der nur durch mechanisches Kratzen entfernt werden kann. Der Schwamm richtet daran rein gar nichts aus...


Ich möchte einfach einen Draht, mit dem ich wieder schnell und professionell arbeiten kann. Ich bin mir sicher, daß es da was Besseres gibt. Der Leidensdruck ist relativ groß... Falls der Draht wirklich gut ist, wäre mir der Preis fast egal. Nur zum Testen möchte ich mir die teuren Drähte aber auch nicht alle zulegen...


Vielleicht könnt ihr ja helfen, vielen Dank & Gruß,
Kilian

Diana Raböse
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Beitrag von Diana Raböse » Di Nov 07, 2006 3:19 pm

Hallo Kilian,

zu Frage 1: ja es gibt Flussmittelschwankungen. Diese dürfen laut DIN aber nicht mehr als +- 0,3% betragen.

zu Frage 2: Dafür kann es mehrere Ursachen geben.
Man benötigt für eng aneinander liegende Bauteilbeine gerader bei bleifrei Lötung einen gut aktivierten Draht.

zu Frage 3: Der FSW34 Draht enthält einen großen Anteil an Säuren die sehr aggresiv sind und die Lötspitzen sehr stark angreifen.
Von STANNOL gibt es einen speziellen Lötspitzenreiniger der da Abhilfe schafft.

Von STANNOL würde ich Ihnen den KS100 TSC empfehlen.
Wenn dieser nicht aktiv genug sein sollte müsste man sich mal über einen halogenhaltigen Draht gedanken machen.
Wenn Sie ein kleines Muster benötigen dann wenden Sie sich doch an unseren Verkauf.
Mit freundlichen Grüssen

i.A Diana Raböse
Labor
STANNOL GmbH

Lötender Psychologe

Beitrag von Lötender Psychologe » Di Nov 07, 2006 4:25 pm

Vielen Dank für die schnelle Antwort!


>> Wenn dieser nicht aktiv genug sein sollte müsste man sich mal
>> über einen halogenhaltigen Draht gedanken machen.

Nur zum Verständnis: Was spricht eigentlich dagegen, gleich den halogenhaltigen Draht zu verwenden, wenn er doch generell aktiver ist? Oder andersherum: Wann ist ein halogenhaltiger Draht ungeeignet?

Danke für den Hinweis mit dem Muster!


Viele Grüße,
Kilian

Jens Gruse
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Beitrag von Jens Gruse » Mo Nov 13, 2006 2:11 pm

Hallo Kilian!

Die Frage, wo die Vor- und Nachteile von einer höheren Aktivierung im Lötdraht liegen, daher auch ob mit oder ohne Halogenen im Lötdrahtflussmittel, ist nicht so einfach zu beantworten.

Generell weisen die leicht halogenhaltig aktivierten Lötdrähte, wie z.B. der KS115, eine schnellere Benetzung und besseres Fließverhalten auf. Auch nach den gängigen Normen sind diese Flussmittel "No-Clean" Produkte, d.h. die Rückstände können auf der Lötstelle verbleiben und müssen nicht gereinigt werden. Wenn diese Lötstelle aber unter ungünstigen Umweltbedingungen (wie erhöhte Luftfeuchte und Temperatur) betrieben wird, kann es sein, dass hier schneller eine leichte Korrosion auftritt, da die Halogene durchweg reaktiver sind (daher auch die schnellere Benetzung -> schnellere Entfernung der Oxide!). Dann kann es notwendig sein, einen schwächeren Lötdraht zu verwenden, um die Rückstände weniger anfällig für die Umgebungsbedingungen zu machen. Halogenfrei aktivierte Lötdrähte werden eher in sensiblen Bereichen wie z.B. Automobil- und Medizinelektronik eingesetzt, im gesamten Bereich der Unterhaltungselektronik werden jedoch eher halogenhaltig aktivierte Flussmittelsysteme im Lötdraht verwendet.
Je schneller das Lot fliesst, desto mehr kann ich produzieren! Das gilt im besonderen auch beim bleifreien Reparaturlöten. Die Gefahr, dass bei einem langsam fliessenden Lot das Lötauge durch zu lange Kontaktzeiten mit der Lötspitze zerstört wird, ist recht groß. Die Temperaturen sind ja eh schon ein wenig höher als bei bleihaltigem Arbeiten. Daher in diesem Bereich eher kurze Lötzeit mit höher aktiviertem Lötdraht.

Soviel dazu, ich hoffe, das reicht klärt ein wenig den Grund für diese Unterschiede.......
Freundliche Grüße

Jens Gruse
Anwendungstechnik
STANNOL GmbH & Co.KG
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Lötender Psychologe

Beitrag von Lötender Psychologe » Mi Nov 15, 2006 6:28 pm

Hallo Jens!


Vielen Dank für die ausführlichen Infos, die mir einen guten Einblick gegeben haben!
Ich denke, ich werde beide Drähte ausprobieren. Wenn der KS100 ausreicht, werde ich diesen verwenden, und wenn nicht, geht der KS115 für meinen Anwendungsbereich sicherlich ebenfalls in Ordnung.


Viele Grüße,
Kilian

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