Vor- und Nachteile eines geringeren Silberanteils

Bleifreie Legierungen und der Anwendung - Lead free alloys and their applications

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Michael Friwo
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Vor- und Nachteile eines geringeren Silberanteils

Beitrag von Michael Friwo » Fr Mär 28, 2008 9:56 am

Hallo,
welche Vor- bzw. Nachteile hat ein geringerer Silberanteil bei Bleifrei Wellenlöten, abgesehen vom Preis?
Als Vergleich Sn95.5Ag3.8Cu0.7 zu
Sn99Ag0.3Cu0.7

Jens Gruse
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Re: Vor- und Nachteile eines geringeren Silberanteils

Beitrag von Jens Gruse » Fr Mär 28, 2008 2:06 pm

Michael Friwo hat geschrieben: welche Vor- bzw. Nachteile hat ein geringerer Silberanteil bei Bleifrei Wellenlöten, abgesehen vom Preis?
Als Vergleich Sn95.5Ag3.8Cu0.7 zu
Sn99Ag0.3Cu0.7
Hallo!

Natürlich gibt es , abgesehen vom Preis, auch technisch ein paar Unterschiede. Bei einem Lot mit 0,3%Ag Anteil und 0,7% Cu wird der Schmelzbereich der Legierung zwischen 217 und ca. 225°C liegen, die eutektische Sn95,5Ag3,8VCu0,7 liegt bei einem Schmelzpunkt von 217°C. Daher ergibt sich bei der Legierung mit 3,8%Ag eine leicht verringerte Arbeitstemperatur, die in der Welle möglich ist. Auch wenn das nur 5°C sind, je nach verwendeten Bauteilen/Kunststoffen können ein paar gesparte °C über "geht- geht nicht mehr" entscheiden. Außerdem weisen Legierungen mit 3,8% Silber leicht verbesserte Benetzungseigenschaften auf, nicht viel aber eben mess- und nachvollziehbar. Auch hier zählt oftmals jedes kleine Moment, mit dem ich mein Prozessfenster wieder etwas größer machen kann, da generell im Vergleich Bleifrei-Bleihaltig die Benetzung bei den bleifreien Loten schon schlechter ist.
Nach meiner Erfahrung kann man sich bei einer Legierung mit 0,3% Ag diese auch noch schenken und lieber direkt mit einer SnCu0,7 Legierung mit Mikrolegierungsbestandteilen (FLOWTIN) arbeiten. Dadurch hat man bei gleicher Arbeitstemperatur wesentlich geringeren Wartungsaufwand an der Anlage, kann mit einer Legierung nachlegen und spart sich 0,3%Ag vom Preis. Die Unterschiede in Benetzung und Durchstieg sind fast nicht mehr feststellbar.

Vielleicht haben ein paar Mitleser ja andere Erfahrungen gemacht zu der Frage "Wieviel Silber im Lot"?"
Freundliche Grüße

Jens Gruse
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Manuel
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Beitrag von Manuel » Do Jul 28, 2011 10:46 pm

Die beiden Beiträge sind zwar schon ein paar jahre alt aber gerade bei dem steigenden Ag preis sollte darüber gesprochen werden. Wir löten momentan mit 3.5 % Ag und jeder Gedanke über eine Umstellung scheitert spätestens an der Freigabe des Kunden (gerade im Autom.bereich) nicht zu verachten die höhere Schmelztemperatur mit zb. Ni!

Jens Gruse
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Beitrag von Jens Gruse » Do Aug 04, 2011 8:58 am

Hallo,

was aber viele Zulieferer im Automotivebereich schon freigegeben haben, ist die Legierung TSC305 (Sn96,5Ag3,0Cu0,5). Das sind zumindest 0,5% Silber, die im Vergleich zu den 3,5%Ag gespart werden können. Bei einer Erstbefüllung von einem 400kg Lotbad sind das 2kg Silber, bei aktuellen Preisen von 935€/kg (Kursdatum 4.8.11) sind das halt einfach mal 1870€ an reinen Metallkosten!
Freundliche Grüße

Jens Gruse
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