Warum ist bleifreier Lötdraht so teuer

Bleifreie Legierungen und der Anwendung - Lead free alloys and their applications

Moderatoren:Jens Gruse, Fabian Marchi, Estradas

Gesperrt
Jens Gruse
Beiträge:166
Registriert:Sa Jun 26, 2004 1:58 am
Kontaktdaten:
Warum ist bleifreier Lötdraht so teuer

Beitrag von Jens Gruse » So Jun 27, 2004 9:55 pm

Warum ist bleifreier Lötdraht so teuer im Vergleich zu normalem bleihaltigen? Der erhöhte Zinnanteil kann diese Preisunterschiede kaum rechtferigen.
Meine Frage gilt im speziellem Elektroniklötdraht.

Jens Gruse
Beiträge:166
Registriert:Sa Jun 26, 2004 1:58 am
Kontaktdaten:

Ursachen für den höheren Preis bei bleifreine Lötdrähten

Beitrag von Jens Gruse » So Jun 27, 2004 9:57 pm

Das ist eine Frage, die uns in letzter Zeit verschiedene Kunden stellen, ich möchte hier darauf gerne antworten:

1.) Der Metallpreis ist den den letzten 10 Monaten um ca.80%(!!!)gestiegen
2.) Je nach Legierung kosten z.B. bei der Legierung Sn95,5Ag3,8Cu0,7 nur die 3,8% Silber (38g Ag/kg Lötdraht ) schon ca. 8.-Euro (Preis Metallbörse, ohne Transport und noch nicht verarbeitet/einlegiert)
3.) Die bleifreien Legierungen müssen bei wesentlich erhöhten Temperaturen einlegiert werden, ergo höhere Energiekosten, stärkerer Materialverschleiss in der Fertigung! Asuch die Analyse in unserem Labor ist aufwendiger.
4.) Die bleifreien Legierungen sind wesentlich schwerer zu Lötdraht zu verarbeiten. Das weiche Metall Blei (mit hervorragenden Eigenschmiereigenschaften) wird herausgenommen und durch das wesentlich härtere Zinn und Silber ersetzt. Der Druck auf der Metallpresse im ersten Fertigungsschritt muss um fast ein Drittel erhöht werden, trotzdem verdreifacht sich die Maschinenlaufzeit beim Pressen und Ziehen! Und das trotz erhöhter Maschinenabnutzung und daraus resultierenden erhöhten Kosten in der Fertigung.

Zusammengenommen sind die obigen Gründe alle daran "schuld", dass die bleifreien Drähte teurer sind. Möglich wäre es z.B. auf den Silberanteil zu verzichten und mit Sn99Cu0,7 zu arbeiten, dies erspart zumindest den Silberanteil von fast 8.-Euro.

Ich hoffe, etwas weitergeholfen zu haben, gerne können Sie uns zu weiteren Informationen kontaktieren.

Mit freundlichen Grüssen
Jens Gruse
Anwendungstechnik
STANNOL GmbH

Ratios
Beiträge:1
Registriert:Mo Jan 31, 2011 12:56 pm

Beitrag von Ratios » Mo Jan 31, 2011 1:32 pm

Nun die Preisunterschiede sind ja mittlerweile noch größer, zwar kann man sagen, dass die Materialkosten gestiegen sind, aber der Verschleiß an den Maschinen sowie die Fertigungsdauer bleiben gleich, daher ist dieser stetig größer werdende Preisunterschied kaum noch zu rechtfertigen wie ich finde


__________________
hier wurde ein externer Link entfernt, da dieser nichts mit dem Forum zu tun hat, bitte die Forenregeln beachten- danke - admin

Jens Gruse
Beiträge:166
Registriert:Sa Jun 26, 2004 1:58 am
Kontaktdaten:

Beitrag von Jens Gruse » Mo Jan 31, 2011 5:02 pm

Hallo Ratios,

leider ist es nicht so, dass die Fertigungszeiten gleich geblieben wären, diese Aussage ist so pauschal nicht möglich. Es kommt immer auf die Legierung, das Flussmittel im Draht und auch den zu erreichenden Durchmesser an. Außerdem muss man auch die Metallkosten anschauen. Bei einem bleifreien Lötdraht ist kein günstiges Blei drinnen, dadurch wird der Metallkostenanteil bei einem bleihaltigen Draht wesentlich geringer in der Preisfindung zu Buche schlagen, als bei einem bleifreien Draht, der Zinn von 95-99% enthält. Da macht sich der Zinnkostenanteil stärker bemerkbar und die Schere geht auch weiter auf.
Freundliche Grüße

Jens Gruse
Anwendungstechnik
STANNOL GmbH & Co.KG
-----------------------

Gesperrt